Günter, DK9ETM, SK

Nachruf von Norbert Meyer, DJ7JC

Liebe Funkfreunde!

Dies ist ein sehr persönlicher Abschiedsbrief und die Würdigung eines großartigen Menschen.

Mir fehlen noch die richtigen Worte; der plötzliche und auch der schreckliche Tod von unserem Günter, meinem langjährigen Freund, erschütterte nicht nur mich, sondern auch viele von Euch. Viele kannten Günter noch viel länger als ich, ja sogar aus der Mopedzeit, als die Schalldämpfer noch entkernt wurden, um das herumirrende Volk zu verschrecken.

Unsere Wege, ohne es damals zu wissen, kreuzten sich schon 1972 im Berufsförderungszentrum Essen, als ich dort tätig war. Er war Umschüler zur Funkelektronik und bekam auch mit unserer Hilfe seinen Job in Düsseldorf, den er bis zur Verrentung ausübte.

Er erzählte mir immer wieder die Geschichte seines Zugangs zum Amateurfunk, die ihm durch die frühere OV-Leitung erst sogar verwehrt wurde…hochherrschaftliche Arroganz wurde ausgestrahlt…unfassbar! Zwei Bürgen wurden verlangt!

Nun, er hat nicht aufgegeben! Diese hochnäsigen Typen wurden dann durch die damaligen Aktiven verscheucht bzw. sind aus dem Darc ausgeschieden.

Er hat mich für den OVV-Posten gewonnen; blauäugig wie ich war, habe ich trotz seiner Warnung zugestimmt und bin dann in das „Wespennest L05“ getreten. Ja, das hatte er mir ausdrücklich gesagt.

Alte graue Eminenzen spielten immer noch Machtkämpfe, wo war ich gelandet?

Denkt mal an den Wahlabend, als zwischen den Wahlmännern ein offener Streit ausbrach. Allianzen und Hintergrundrankeleien…ja, heute kaum zu glauben, aber das Spiel wurde virtuos gespielt.

Günter hat mich dann immer wieder aufgefangen; als mein Stellvertreter im OV und Mitbegründer des ARCE e.V. haben wir dann gemeinsam um die besten Technik- und OV-Strukturen gerungen. Alles, ja alles haben wir in Frage gestellt.
Alte Zöpfe wurden behutsam abgeschnitten, von der Analogtechnik zur SDR-Technologie und dem Remotefunkbetrieb, alles haben wir umgebaut.

Die alten Möbel, die vermoderten Lagerräume, die verschimmelten Vorräume mit Unterstützung vieler von Euch renoviert und entkernt. Behütete alte Farbdosen im Werkraum und den aufgestauten Schrott entfernt.

Unsere alten Antennen, Fritzelbeam und Drahtverhaue für 160, 80 und 40m, sowie die verrottenden VHF/UHF-Antennenanlage haben wir vor allem gegen den Willen eines OM, der die Clubstation als sein Eigentum betrachtet hatte, ab- und umgebaut.

Viele der heutigen Neuzugänge im OV wissen das alles nicht, aber ohne Günter, wären wir noch technologisch und organisatorisch im letzten Jahrhundert, ach Jahrtausend!

Er hat auch manchmal auf die Bremse getreten, getrieben von der Sorge, dass viele Mitglieder sich überrollt fühlen könnten. Er hat vermittelt und dafür gesorgt, dass wir auch die vielfältigen Interessen beachtet haben.

Jetzt will ich auch zugestehen, dass er für mich stets ein hochgebildeter Gesprächspartner, nicht nur technologisch, sondern auch hinsichtlich der Kommunikation im OV gewesen ist. Er besaß im wahrsten Sinne Bildung, nicht die oft dumme formale Schulbildung, sondern die wichtigste, die Herzensbildung. Respekt gegenüber anderen war kein leeres Wort.

Er hat oft meinen Ärger aufgefangen, der mich doch in den Anfangsjahren so manchesmal erfasst hatte, bis zu dem Punkt, dass ich den OVV-Posten einmal für ein Jahr hingeschmissen hatte. Den Vorsitz des ARCE hielt ich dennoch in der Hand und konnte die Spendenströme weiterhin lenken.

Nicht zu vergessen ist seine ja fast jahrzehntelange Funktion als QSL-Manager; auch sollten wir uns daran erinnern, dass er 15 Jahre lang jeden Freitag auf dem Heimweg vom QRL in Düsseldorf einen Stopp im Club eingelegt hat, um die OV-Räumlichkeiten zu reinigen, den Vorgarten und die Technik im Shack oder unter Dach zu pflegen.

Viele von Euch haben ihn auch so erlebt, dass er keinem von uns seine individuelle Unterstützung verwehrte. Er hat sogar Nächte geopfert, um Geräte oder PCs zu reparieren.
Wer ihn dafür bezahlen wollte, wurde mit scharfen Blicken abgewiesen. So, war er!

Von seiner angeborenen Bescheidenheit können wir noch viel mehr lernen, auch jetzt noch.

Am 03.03. 2008 wurde er mit der Distrikts-Ehrennadel Nr. 2 vom DV für seine Verdienste im OV ausgezeichnet.

Wir haben seine Leistungen im Rahmen verschiedener Gelegenheiten gewürdigt, wichtig waren ihm in einer Urkunde zum 70.-Geburtstag, die Unterschriften von uns.

Die letzten Wochen, ja Monate waren dramatisch, dabei zu erkennen, dass er nach Worten rang, und erfolglos darum kämpfte. Erst spät wurde dann erkannt, dass es sich um den aggressivsten Gehirntumor handelte, der bekannt ist. Eine weitere Strahlen-Behandlung fand nicht statt, das war gut so, weil sie kaum bessere Überlebenschancen gebracht hätten.

Seine XYL Ruth konnte in den letzten Tagen bei ihm im Krankenhaus bleiben.

Am Donnerstag, dem 01.04. 2021 starb er in ihren Armen.

Unser Mitgefühl gilt ihr, Ruth Wenzel und der Familie.

Viele Schmerzen sind ihm so erspart geblieben, das ist zwar unser Trost, sein Tod ist aber untröstlich.

R.I.P. lieber Günter, wir werden Dich sehr vermissen und sind dankbar dafür, dass Du soviele Jahre unser Hobby und unser Clubleben mit uns geteilt und gestaltet hast.

In tiefer Trauer

Norbert DJ7JC

 

Updated: 10. Dezember 2023 — 12:38